Honigirrtümer oder: Wie sag ich's meinem Kunden?
Beim Honigverkauf müssen oft Fragen der Kunden beantwortet werden und Vorurteile gegen Honig entkräftet werden. Einige dieser Fragen sollen nun hier Platz und eine Beantwortung finden:
Irrtum 1: Diabetiker dürfen keinen Honig essen
In früheren Zeiten durften Diabetiker viele Lebensmittel nicht essen. Vor allem zuckerreiche Nahrungsmittel waren strikt verboten. Dieses Tabu besteht nicht mehr. Die aktuellen Empfehlungen für Diabetiker unterscheiden sich kaum von denen für eine allgemein gesunde Kost.
Hierbei geht es in erster Linie darum, dass die Nahrungsaufnahme ausgewogen und nährstoffreich ist. Typ-2-Diabetiker, die ihre Ernährung konsequent umstellen, können oftmals ihre Blutzuckerwerte ohne Medikamente in den Normbereich bringen. Für Diabetiker gilt das Motto: Auf die Menge kommt es an. So dürfen 10% der täglich aufgenommenen Energie aus Zucker stammen. Bei einer Kalorienzufuhr von rund 2.000 kgl am Tag entspricht das in etwa 50g Zucker. Diese Menge ist mit zwei Esslöffeln Honig am Tag erreicht und sollte von Diabetikern nach Möglichkeit nicht überschritten werden.
Nicht nur die Gesamtmenge spielt eine Rolle, sondern auch, wie der Honig eingenommen wird. So entlastet es den Zuckerstoffwechsel, wenn die erlaubte Honigmenge auf mehrere Mahlzeiten verteilt wird. Auch sollten Zuckerkranke Menschen den Honig nicht vom Löffel essen oder in Getränken auflösen, sondern nur in Verbindung mit festen Lebensmitteln zu sich nehmen. Die Auswahl der Lebensmittel und die Zusammenstellung der Mahlzeiten ist dabei von großer Bedeutung: Aus ballaststoffreichen Speisen werden Zuckerverbindungen langsamer freigesetzt als aus ballaststoffarmen. Besonders wertvolle Lieferanten von Ballaststoffen sind Getreideprodukte. In Vollkorngebäck, Milchspeisen mit Nüssen und ungezuckerte Getreideflocken, sowie Rohkostsalaten ist Honig für Zuckerkranke verträglich. Vorsicht geboten ist allerdings bei Obstspeisen: Aus zerkleinerten und geschälten Früchten werden die fruchteigenen Zuckerverbindungen besonders schnell freigesetzt, sodass ein zusätzliches Süßen nicht ratsam ist.
Nicht alles ist echter Honig
Viele süße Brotaufstriche für Diabetiker, die in kleinen Portionsgrößen abgefüllt und mit Bildern von Bienenkörben und Bienen bedruckt sind, sehen zwar aus wie Honig, sind es in den meisten Fällen aber nicht. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät, was tatsächlich in den Schälchen steckt: eine Lösung aus Wasser mit Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff und Fruchtzucker. Honig hat gegenüber diesen Produkten jedoch den Vorteil, dass er neben Zucker noch eine Reihe von Inhaltsstoffen enthält, die für den diabetischen Stoffwechsel wertvoll sind: So verbessert das in Honig vorkommende Spurenelement Chrom die Insulinwirkung, und die Vitamine der B-Reihe unterstützen die Nervenfunktionen.
(Quelle: Renate Frank in Dt. Bienenjournal 1/2009 S. 32/33)
Irrtum 2: Honig erhöht die Cholesterinwerte
In Europa wird oft befürchtet, dass Honigkonsum die Cholesterinwerte anheben könnte. Diese Sorge ist nicht begründet. Menschen, die tierische Lebensmittel essen, nehmen mit diesen Cholesterin auf. Die größte Menge des im Blut zirkulierenden Cholesterins stammt jedoch nicht aus der Nahrung, sondern wird vom menschlichen Körper selbst gebildet. Pflanzliche und tierische Fette können nämlich nur dann verdaut werden, wenn die Leber Gallensäure bildet und an den Darm abgibt. Für die Bildung von Gallensäure ist wiederum Cholesterin erforderlich.
Je höher der Fettgehalt in der Nahrung ist, desto mehr Cholesterin bildet der Körper für die Fettverdauung. Honig enthält jedoch weder Cholesterin noch Fett. Auch die gelegentlich verbreitete Behauptung, dass Zucker aus dem Honig in Fett umgewandelt wird und auf diesem Wege die Cholesterinbildung anregt, ist nicht zutreffend. Weder für die Zuckerverdauung im Darm noch für die körpereigene Fettsynthese aus Kohlenhydraten wird Cholesterin benötigt. In einer im Jahre 2004 veröffentlichten Studie wurde die Wirkung von Naturbelassenem Honig auf die Blutfettwerte untersucht. Bei der Einnahme von Honig kam es sowohl bei Menschen mit normalen als auch bei solchen mit erhöhten Blutfettwerten zu einer Senkung der Blutfett- und Cholesterinwerte, besonders des (schlechten) LDL Cholesterins.
(Quelle: Renate Frank in Dt. Bienenjournal 1/2009 S. 33)
Irrtum 3: Honig erhöht Allergierisiko
Oft wird die Meinung vertreten. dass Honig aufgrund seiner Naturbelassenheit die Entstehung von Allergien im Kindesalter begünstigt. Grundsätzlich kann der Mensch in jedem Alter auf alle Nahrungsbestandteile allergisch werden, unabhängig davon, ob das Lebensmittel Naturbelassen oder stark verarbeitet ist. Allergien entstehen durch eine Überbeanspruchung des Immunsystems. Oft treten allergische Reaktionen erstmalig nach einer (Kinder-) Krankheit oder nach starken körperlichen oder seelischen Belastungen auf. In diesen Situationen arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren und wird schließlich fehlgeleitet: Es kann nicht mehr zwischen schädlichen und unschädlichen Stoffen unterscheiden und bekämpft vollkommen harmlose Substanzen, wie zum Beispiel Hausstaub, Milcheiweiß oder Blütenpollen. Dabei schießt die Immunreaktion über das Ziel hinaus, und es werden tausendmal mehr Abwehrstoffe produziert als bei einem normalen Immunmechanismus. Die Immunfunktion, die eigentlich dazu da ist, den Körper zu schützen, löst selbst Krankheitssymptome aus. Diese Entgleitung des Immunsystems lässt sich nur durch gesunde Ernährung und Lebensführung und nicht durch Weglassen bestimmter Lebensmittel verhindern.
(Quelle: Renate Frank in Dt. Bienenjournal 3/2009 S. 30/31)
Irrtum 4: Honig ist besonders schädlich für Zähne
Immer wieder wird behauptet, dass Honig besonders schlecht für die Zähne sei und in hohem Maße die Kariesbildung fördern würde. Begründet wird diese These mit der klebrigen Konsistenz des Honigs, die dazu führen würde, dass das Bienenprodukt besonders lange an den Zähnen haften würde. Je länger kohlenhydrathaltige Lebensmittel im Mundraum bleiben, desto mehr Zeit haben die Kariesbakterien, Säuren zu bilden, welche die Zähne angreifen. Da Honig hartnäckig auf dem Löffel und dem Brot klebt, wird davon ausgegangen, dass er sich auf den Zähnen genauso verhält. Übersehen wird bei dieser Betrachtungsweise allerdings der Einfluss des Speichels und der Körpertemperatur auf die Konsistenz von Honig. Die Aufenthaltsdauer von Nahrungsmitteln im Mund hängt nämlich von den chemischen und physikalischen Eigenschaften des jeweiligen Lebensmittels sowie von der Menge und Zusammensetzung des gebildeten Speichels ab.
(Quelle: Renate Frank in Dt. Bienenjournal 3/2009 S.31)